Tierpark Hagenbeck: 10. Juni ist 175. Geburtstag des Gründers

Boris Raczynski

Ausgangspunkt für den Tierpark Hagenbeck war eine Zufallsidee seines Vaters. Dem, einem Hamburger Fischhändler, wurden nämlich eines Tages sechs Seehunde als Beifang mitgebracht. Der geschäftstüchtige Hanseat stellte daraufhin die sechs putzigen Tiere kurzerhand auf dem Spielbudenplatz als Attraktion aus und nahm dafür Eintrittsgeld.

Damals war Carl Hagenbeck jedoch erst vier Jahre alt. Doch mit der Schau wurde der Grundstein für den Hagenbeck’schen Tierhandel gelegt, den Carl Hagenbeck (1844-1913) später als junger Mann übernahm und aus dem sich später der Zoo Hagenbeck entwickeln sollte.

Der junge Hagenbeck hatte ein Gespür sowohl für exotische Tiere als auch fürs Geschäft, sagt Klaus Gille, Archivar des Zoo Hagenbeck, der Deutschen Presse-Agentur. Und so merkte er schnell, dass sich mit guter Unterhaltung gutes Geld machen ließ. Als Tierhändler war er geschickt darin, gefragte Tiere aus aller Welt zu beschaffen. Er belieferte alle wichtigen Zoos der Welt und Privatleute. So galt er bald als einer der wichtigsten Tierhändler Europas.

Da er die exotischen Tiere bis zum Weiterverkauf ohnehin versorgen musste, entdeckte Hagenbeck schnell eine Marktlücke: „Er sagte sich: ‚Wenn ich sie schon füttern muss, kann ich sie auch ausstellen!'“ 1887 eröffnete er seinen ersten Zirkus und erfand die zahme Dressur, bei der die Tiere mit Belohnungen statt mit Strafen trainiert wurden.

1907, als 62 Jahre alter Mann, erfüllte er sich seinen Lebenstraum und eröffnete vor den Toren Hamburgs den Zoo Hagenbeck, den es in der Art zuvor noch nie gegeben hatte: ein Tierpark mit scheinbar in freier Wildbahn lebenden Tieren. Löwen und Tiger wurden erstmals in prächtigen, der Natur nachempfundenen Kulissen hinter unsichtbaren Gräben gezeigt. Keine Gitterstäbe, keine hohen Zäune.

Das galt als Weltsensation. Mit seinem Zoo hatte Hagenbeck die Zooarchitektur revolutioniert und gilt deshalb noch heute als der Erfinder des modernen Zoos. „Der Einfluss Carl Hagenbecks auf die moderne Art, Zoos anzulegen und Zootiere zu halten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein Bemühen, die Tiere möglichst ohne störende Gitter und Absperrungen zu zeigen und sie in der Natur nachempfundenen Umgebungen zu halten, wirkt bis heute nach“, sagt Geschäftsführer Volker Homes vom Verband der Zoologischen Gärten.

Ein heute aus gutem Grund nicht mehr existierendes Standbeinwaren die Hagenbecks Völkerschauen. Zusammen mit den Tieren brachten seine Reisenden Ende des 19. Jahrhunderts bald auch Menschen bislang kaum bekannter Völker mit nach Hamburg. Gegen Geld arbeiteten deshalb Lappen, Nubier, Eskimos, Somalis, Inder, Hottentotten, Indianer und viele mehr als Darsteller im Zoo Hagenbeck und sollten in einer Art Dorfleben ihren Alltag und ihre Kulturen zeigen.

Das schürte rassistische Vorurteile: Die „Menschenzoos“ seien ein Schaufenster der Unmenschlichkeit, schreiben etwa Autoren einer gleichnamigen Studie aus dem Jahr 2012. Damals wie heute seien die Völkerschauen als eine Entwürdigung, Erniedrigung und Ausbeutung der Fremden kritisiert worden. Der Zoo Hagenbeck selbst schreibt dazu in seiner Pressemappe: „Häufig wurden in erster Linie Klischees bedient.“ Von den Völkerschauen zeugen im Tierpark heute nur noch Kulissen und Schautafeln.

Carl Hagenbeck starb mit im Alter von 68 Jahren in Hamburg. Sein Tierpark wurde von seinen Kindern und Enkelkindern stetig weitergeführt. Der Zoo Hagenbeck ist mehr als 110 Jahre nach seiner Gründung noch immer in Familienhand und wird in sechster Generation von zwei Nachfahrinnen Hagenbecks geleitet. Heute besuchen jedes Jahr etwa 1,8 Millionen Menschen den Tierpark im Norden Hamburgs. Auf dem parkähnlichen Gelände leben heute mehr als 1.850 Tiere aus 210 Arten.

Seehunde gibt es heute im Zoo Hagenbeck übrigens nicht mehr. Die heimische Tierart war schlicht nicht exotisch genug für den Tierpark. Stattdessen hat sich Hagenbeck nun auf Walrosse spezialisiert. In keinem anderen deutschen Zoo können Besucher diese mächtigen Tiere durchs Wasser schwimmen sehen. Das berühmteste Walross war übrigens Antje, das langjährige Maskottchen des Norddeutschen Rundfunks, das 2003 im Alter von 27 Jahren gestorben war.

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Boris Raczynski

Informationen zum Verfasser

Boris Raczynski

Boris ist als der Herausgeber für Redaktion und Konzeption der Gutschein-Zeitung.de verantwortlich. Freizeitpark Gutscheine sind sein Steckenpferd und so durchstöbert er gemeinsam mit dem Team täglich das Internet nach tollen Schnäppchen und Rabatten. Freizeit verbringt er bevorzugt mit der Familie. Hobbys sind wichtiger Bestandteil seines Lebens: Bei Reisen fernab vom Mainstream und in der Natur geht ihm das Herz auf. Zudem beschäftigt sich Boris mit 8-Bit-Konsolen und leitet ein Naturschutzprojekt. Sein Motto: Mist, dass der Tag nur 24 Stunden hat!

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