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Gewichtiger Gast im Zoo: Am Abend des 14. November 2017 ist aus Ebeltoft (Dänemark) ein gewichtiger Gast im Erlebnis-Zoo Hannover eingetroffen. Darf ich vorstellen: Spitzmaulnashorn – Kito Spitzmaulnashorn. Merkmale: 9 Jahre jung. Kräftiger Körper mit kurzen kräftigen Beinen mit drei Zehen, kann trotz kurzer Beine bis zu 50 kmh schnell sein. Und einen großen Kopf, mit der markanten Bildung bestehend aus zwei Hörnern. Daher rührt der Familienname. Nomen est omen.
Spitzmaulnashörner sind sehr große Säugetiere. Die Nashorn-Vorfahren bevölkerten diesen Planeten bereits vor ca. 50 Millionen Jahren. Die heute lebenden Spitzmaulnashörner weisen eine Körperlänge von ca. 3,20 m auf, Schulterhöhe bis 1,60 m und wiegen ungefär 1.500 kg. Die Haut ist dick, und grau oder braun gefärbt. Alle Nashörner ernähren sich ausschließlich von Pflanzenkost. Die Lebenserwartung geht bis 47 Jahre in menschlicher Obhut.
Erlebnis-Zoo Hannover: Kito in grosser Mission
Warum „Spitzmaul“-Nashorn? Ganz einfach. Es hat eine spitz zulaufende Oberlippe, die das Tier als Greifwerkzeug benutzt. Deshalb nennt man es zuweilen in Lexika auch Spitzlippennashorn. Mit seiner Greiflippe kann das Spitzmaulnashorn Blätter und Zweige von dornigen Büschen pflücken, ohne sich dabei zu verletzen. Hängen die leckeren Äste höher, setzt das Tier geschickt seine beiden Hörner ein, um dran zu kommen.
Spitzmaulnashornbulle Kito wird im Erlebnis-Zoo Hannover in der Sambesi-Landschaft wohnen. Die Themenwelt Sambesi ist einer afrikanischen Savannenlandschaft nachempfunden und ist nach dem afrikanischen Fluss Sambesi benannt. Ein nachgebildeter Fluss schlängelt sich an den geräumigen Tiergehegen von Giraffen, Löwen, Pelikanen, Flusspferden und anderen vorbei. Seilgeführte Boote bringen die Besucher den Tieren teilweise sehr nahe.
Der unnatürliche Feind der Nashörner: Wilderer
Nun ist Kito nicht bloß nach Hannover gekommen um sich Zoobesuchern zu zeigen. Er ist in nicht-geheimer Mission im Einsatz: Mission „Arterhaltung“. Eine eminent wichtige und dringende Mission, denn Spitzmaulnashörner sind vom Aussterben bedroht. Tatsächlich gibt es weltweit nur noch weniger als 5.500 Tiere. Kito wird nach einer Eingewöhnungszeit in der neuen Umgebung dann bei der Spitzmaulnashorn-Dame „Sany“ im Hannover Zoo leben.
Seit 1960 hat der Bestand der Spitzmaulnashörner um über 97 % abgenommen. Vor allem durch Wilderei. Die Bedeutung von Nashörnern ist für den heutigen Menschen zwar als Nahrungs- und Rohstofflieferant relativ gering. Auch in Afrika. In Asien jedoch besteht eine große Nachfrage nach Hörnern der Nashörner. In einigen Kulturen gilt das Horn als Dolchgriff als Symbol von Macht und Männlichkeit. Aberglaube tötet.
Leichtgläubigkeit ebenso. Die sexuelle Leistungskraft von Nashörnern ist legendär. Deshalb war Nashornpulver vor der Erfindung von Viagra das beliebteste Stärkungsmittel in Ostasien. Obwohl vollkommen wirkungslos, glauben die Anhänger der traditionellen chinesischen Medizin bis heute daran. Das hat für die Nashörner schlimme Folgen. In China und anderen früheren Verbreitungsgebieten gibt es längst keine Nashörner mehr. Heute sind alle fünf Nashorn-Arten bedroht.
Mehrere durchgeführte Tests seitens der Pharmaindustrie und biowissenschaftlicher Forschungsinstitute ergaben jedoch keinerlei medizinische Wirkung. Dennoch gab es immer wieder Gerüchte über Wunderheilungen, so hatte zuletzt 2009 die Nachfrage angezogen, nachdem ein Vietnamese behauptet hatte, seine Krebserkrankung mit der Einnahme von Horn besiegt zu haben. Wissenschaftlich freilich ebenfalls unhaltbar.
Artenschutz ist Erhaltung der Tierwelt
Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich seit vielen Jahren aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Spitzmaulnashörner. Bedrohte Tierarten werden in Zoos gezüchtet, um ihren Bestand langfristig zu sichern und die Tiere nach Möglichkeit später wieder in geeigneten Lebensräumen anzusiedeln. In Europa leben derzeit etwa 80 Spitzmaulnashörner in menschlicher Obhut.
EEP-Projekte sind aufwendig und intensiv. Grundlage ist ein Zuchtbuch. Der Programmkoordinator wird in seiner Arbeit von einem Expertenteam, meist Biologen und Tierärzte, unterstützt, wenn es darum geht die Tierdaten zu analysieren, Zucht- und Transferempfehlungen zu entwickeln oder ganz bestimmte Probleme der jeweiligen Population zu beleuchten.
Die Koordinatoren tragen auch Verantwortung für die Qualität der Tierhaltung in den am Programm teilnehmenden Zoos und überprüfen eine Anlage zuweilen persönlich, bevor ein Transfer stattfindet. Vielfach stehen die EEPs in engem Kontakt mit Artenschutzprojekten im Freiland. Deswegen ist Kito auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms nach Hannover gekommen. Im Erlebnis-Zoo Hannover hat man einschlägige Erfahrung, auch wenn schon länger zurückliegend: Der letzte Spitzmausnashorn-Nachwuchs in Hannover wurde 2001 geboren.
Zoo-Philosophie trifft auf Artenschutz
Das Leitmotiv des Hannoveraner Zoos: „Artenschutz vor Ort und weltweit.“ Die Vielfalt zu bewahren aber auch die Lebensräume der Tiere zu erhalten gehen Hand in Hand.
Wissenschaftler schätzen, dass täglich bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten aussterben. Die Gründe sind vielfältig. Der Erlebnis-Zoo Hannover versucht auf verschiedenen Wegen zum Artenschutz beizutragen.
Zoos fungieren derweil auch mal als Arche Noah. Zoos im Plural. Denn jeder Zoo für sich kann hier natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, jedoch mit vereinten Kräften schafft man so manche Art zu erhalten. Aus Forschung und Erfahrungen mit der Aufzucht verschiedener Arten wurden über die Jahre spezielle Zuchtprogramme entwickelt, mit denen nicht nur zahlreiche Nachzüchtungen bedrohter Tierarten gelingen, sondern sogar Auswilderungen in die Herkunftsländer der einzelnen Tiere ermöglicht werden.
Weltweite Zusammenarbeit zwischen Zoos und Organisationen sind die Grundlage vieler erfolgreicher Artenschutz-Projekte. Auf europäischer Ebene verwaltet die EAZA mehrere Hundert Zuchtprogramme (ESB und EEP). Darüber hinaus gibt es weltweit Bemühungen im Rahmen von Internationalen Zuchtbüchern (ISB). Über 350 europäische Zoos und weltweit noch viel mehr arbeiten so gemeinsam zusammen um verschiedenste Tierarten in menschlicher Obhut sowie in freier Wildbahn zu erhalten.
Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich auf vielfältige Art an arterhaltenden Projekten. Beispielsweise hat der Erlebnis-Zoo die Wiederauswilderung von in Zoos nachgezüchteten Addax-Antilopen in Tunesien und Marokko mitorganisiert und auch eigene Tiere „in die Wüste geschickt“. Neben den Addax werden die EEPs für Pferdeantilopen und den Nordafrikanischen Rothalsstrauß vom Zoo Hannover aus koordiniert. Aktuell ist der Zoo Hannover in 27 EEPs involviert. Insgesamt werden knapp 200 Tierarten im Rahmen von EEPs gemanagt, einige bereits seit 1985.
Aktuelles Projekt als Mission Impossible?
Im deutschsprachigen Forum Nashörner (10.+11. Juni 2016) schrieb ein Teilnehmer: „Ich könnte mir auch vorstellen, dass Sany aufgrund von möglichen Veränderungen an Eierstöcken oder Gebärmutter oder einfach aufgrund ihres Alters nicht mehr zuchtfähig ist. Ich denke, dass Hannover nach dem Umbau der Anlage mit einem jungen Zuchtpaar wieder in die Zucht einsteigen sollte. Allerdings ist das wohl erst nach dem Tod von Sany möglich, wenn man keinen Abnehmer für sie findet. Somit rechne ich frühestens in etwa 10 Jahren wieder mit Nashornnachwuchs in Hannover, da Sany bestimmt noch 10 Jahre oder länger leben kann.“
Tatsächlich wird man davon ausgehen können, dass die Verantwortlichen die Zeugungsfähigkeit von Sany untersucht haben bevor der Bulle Kito seine Reise nach Hannover antrat. Dennoch sind aufgrund des hohen Risikos, die letzten zur Fortpflanzung fähigen Kühe zu isolieren, und der Tatsache, dass sich Nashörner allgemein in menschlicher Obhut teilweise nur selten fortpflanzen, Nachzuchtprogramme schwer umzusetzen.
Wenn jedoch alles klappt, wird nach einer Tragzeit von 450 Tagen im Erlebnis-Zoo Hannover ein Junges geboren. Und wenn das nicht hinhaut, wird eventuell eine künstliche Besamung ins Auge gefasst werden können. Eine erprobte Methode, denn 2007 ist im Budapester Zoo das weltweit erste Nashornkalb, das durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde, zur Welt gekommen: 58 kg schwer, Weibchen. Artenschutz im Zoo ist wichtig. Man wünscht dem Erlebnis-Zoo Hannover und vor allem der Nashornart gutes Gelingen.
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