Ratgeber: Wetten, dass … kaum eine Idee so skurril ist, dass niemand darauf setzt? Von der Papstnachfolge bis zur Wettervorhersage für Weihnachten und dem bis zum Jahr 2025 zu erbringenden Beweis, dass die Erde flach ist, lassen sich Wettbüros alles mögliche einfallen, was den Zockern gefallen könnte. Dabei ist vor allem der Bereich der Sportwetten äußerst ergiebig. Obwohl der Großteil der Tipps noch immer auf rein sportliche Ergebnisse wie Sieg, Niederlage und Unentschieden oder Torstatistiken beim Fußball abgegeben wird, lassen sich Jahr für Jahr neue, ausgefallene Wettmöglichkeiten finden.
Dabei stammen viele mehr oder weniger bizarre Tippmöglichkeiten aus dem wettbegeisterten Großbritannien, wo 2017 unter anderem darauf gesetzt werden konnte, wer der neue James Bond wird, und dass Kickerstar David Beckhams Sohn Cruz vor seinem 18. Geburtstag einen Brit-Award erhalten oder als Sänger zu dem Zeitpunkt mehr Nummer-1-Hits haben würde als seine Mutter, das ehemalige „Spice Girl“ Victoria Beckham. Mit Quoten von 11:1, beziehungsweise 51:1 galt das als gar nicht so unwahrscheinlich. Als deutlich unrealistischer galt die Idee, dass ausgerechnet Motorsport-Moderator Jeremy Clarkson eines Tages die Nachfolge von Papst Franziskus antreten würde. Mit einer Quote von 1001:1 lag er gleichauf mit dem Promi-Atheisten und Wissenschaftler Richard Dawkins.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche war bereits vor der Amtsübernahme von Papst Franziskus das unwahrscheinliche Objekt von verrückten Wetten. Im Jahr 2010 konnten Zocker bei der Weltmeisterschaft im Fußball darauf setzen, dass Deutschland im Finale gegen Italien den Titel geholt und der damalige deutschstämmige Papst Benedikt daraufhin auf dem Petersplatz in Rom „We Are The Champions“ angestimmt hätte. Mit einer Quote von 2000:1 war das ein verlockendes Angebot, das mit dem dritten Platz von Deutschland allerdings im Sande verlief, ohne dass der Papst ins Spiel gekommen wäre.
Sogar fünfmal so viel wäre bei der selben Weltmeisterschaft ausgezahlt worden, wenn Joachim Löws Elf den Titel geholt und Finanzminister Wolfgang Schäuble daraufhin für einen Tag die Steuern ausgesetzt hätte. Eine als unwahrscheinlich geltende Fußballwette stellte sich stattdessen 2015 in der britischen Premier League als korrekt heraus. Die in der Saison davor nur knapp dem Abstieg entgangenen Kicker von Leicester City holten überraschend den Titel und machten ihre Fans glücklich und einige mutige Wetter um den fünftausendfachen Einsatz reicher.
Abgesahnt haben auch 167 Tipper in Norwegen, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 darauf gewettet hatten, dass der bereits als Beißer bekannte Uruguay-Stürmer Luis Suarez erneut die Kontrolle verlieren und einem Kontrahenten die Zähne nicht nur zeigen würde. Tatsächlich konnte der wegen vorheriger Attacken in seiner Zeit beim Ajax Amsterdam für sieben Spiele gesperrte Suarez der Versuchung nicht widerstehen und schlug seine Beißer in die Schulter von Italien-Stürmer Giorgo Chiellini. Mit einer Quote von 175:1 machte sich Chiellinis schmerzhafte Erfahrung für die Wetter bezahlt.
Doch auch außerhalb des Königssports sind ausgefallene Nebenwetten ein populärer Zeitvertreib. In den USA ist vor allem die Super Bowl, das Endspiel in der National Football League, ein beliebtes Ereignis für alle Arten von Wetten. Dazu gehört regelmäßig auch die Gatorade-Dusche. Weil nach dem Spiel üblicherweise die Tonne mit dem Getränk über den Trainer der siegreichen Mannschaft ausgekippt wird, setzen zahlreiche Fans mit Begeisterung auf die Farbe des in diversen Varianten existierenden Getränks.
Allerdings verlieren dabei immer wieder Tipper das Augenmaß und setzen hohe Summen ein, um entweder ein Vermögen zu gewinnen oder aber zu verlieren. Der US-amerikanische Multimillionär Jim „Mattress Mack“ McIngvale ist mittlerweile bekannt dafür, Millionenbeträge auf Super Bowl und Baseball zu setzen und dafür sogar kurz mal in einen Nachbarstaat zu fliegen, wo solche Riesensummen legal gesetzt werden können.
Der superreiche McIngvale kann sich die Verluste zwar leisten, aber das geht nicht jedem Tipper so. Ein britischer Fan hatte 1991 in der Halbzeit so fest an den Sieg von Tottenham geglaubt, dass er kurzerhand seine gesamte Hypothek auf den Gewinn setzte, nur um den Gegner Manchester United mit 5:3 siegreich vom Rasen gehen zu sehen.
Damit es in Deutschland unter den Sportfans nicht zu ähnlich katastrophalen Ergebnissen kommt, sind den Einsätzen im Glücksspiel hierzulande feste Grenzen gesetzt. Seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielländerstaatsvertrags am 1. Juli 2021 dürfen Zocker online pro Monat maximal 1000 Euro aufs Spiel setzen. Das gilt für jegliches Glücksspiel, vom Zahlenlotto bis zu den Sportwetten. Auffällige Zocker werden in eine bundesweit geltende Sperrdatei aufgenommen, in die sie sich zudem freiwillig eintragen lassen können. Auch die Art der Wetten wird etwas stärker unter die Lupe genommen als die Angebote in verschiedenen Ländern. Eine Wette wie die auf die äußerst unsportliche Beißattacke von Luis Suarez ist danach nicht möglich.
Das heißt allerdings noch lange nicht, dass der Spaß am Wetten und die Chancen durch die striktere Handhabung reduziert werden. Dass selbst ein kleiner Tipp große Ergebnisse bringen kann, hat ein deutscher Wetter bei der Europameisterschaft 2020 bewiesen. Er hatte darauf gesetzt, dass die Achtelfinal-Partien zwischen Kroatien und Spanien sowie zwischen Frankreich und der Schweiz jeweils nach der regulären Spielzeit mit 3:3 enden und damit in die Verlängerung gehen würden. Sein Vertrauen in seinen 4,75 Euro teuren Tipp wurde mit einer Auszahlung von mehr als 100.000 Euro belohnt. Wetten, dass er den Einsatz nicht bereut hat?
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