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Ein 300 Meter langes Containerschiff per Simulator in den Hafen steuern – mit diesem Versprechen lockt das Internationale Maritime Museum in die Hamburger Hafencity. Die Größe des imposanten Kaispeichers B lässt ahnen: Die Ausstellungsfläche ist riesig. Ein offenes Treppenhaus führt über zehn Stockwerke, die sogenannten Decks, hoch bis zum Dach des Gebäudes.
Auf Deck 1 staunen die Besucher im Bereich Navigation über alte, noch sehr ungenaue Weltkarten. Zwei Sextanten stehen bereit, um die eigene Position auf dem Breitengrad zu ermitteln. Mithilfe einer guten Anleitung klappt das tatsächlich.
Faszinierend: Der Schiffssimulator „Tokyo Express“
Dann ist es so weit – der ehrenamtliche Mitarbeiter des IMM Hamburg und ehemalige Kapitän Hans Köhn bittet auf die Brücke des 300 Meter langen Containerschiffes „Tokyo Express“. Dank eines Schiffssimulators fühlt man sich wie auf der Brücke eines Ozeanriesen, inklusive elektronischer Seekarte und Radar. Während Kinder abwechselnd von Blankenese in den Köhlbrandhafen steuern, scharen sich die übrigen um den Steuerstand und die drei Bildschirme, auf denen man die Einfahrt in den Hamburger Hafen erlebt.
Dann kommt Nebel auf, die Besucher müssen anderen Schiffen ausweichen und kommen beim Wenden mithilfe der Schlepper fast ins Schwitzen. Launig und fachkundig führen Köhn und sein Kollege Jan Martens als Schlepperkapitän mit Funkgerät und Hamburger Witz durch 45 kurzweilige Minuten. Köhns Anweisungen versteht jeder Amateursteuermann schnell: „10 Grad Steuerbord, mittschiffs, Ruder hart Backbord, Maschine stopp“ – wer wissen will, wie moderne Seefahrt funktioniert, erfährt es hier hautnah. Überwiegend ehrenamtliche Kapitäne im Ruhestand bringen Jung und Alt das Steuern eines Containerschiffes nahe.
Einblicke in die Entwicklung der Seefahrt
Weiter geht es auf Deck 2. Während der eine die historische Entwicklung der Seefahrt spannend findet, interessiert sich der andere mehr für das ausgestellte Tauwerk. Piraten sind ein weiteres Thema sowohl auf dem Deck als auch auf der Schatzkarte von Käpt’n Kuddel, die die Kinder an der Kasse bekommen haben und nun akribisch bearbeiten.
Die Fragen führen die jungen Besucher zu den spannendsten Stellen des IMM Hamburg und zu wichtigen Ereignissen oder Objekten. Auf Deck 2 wird die Frage geklärt, wozu es Segelschulschiffe gibt. Ein Film über den Alltag an Bord eines Segelschulschiffs packt alle.
Historischer Schiffsbau als übergreifendes Thema
Ein aus einem Baumstamm gehauener Einbaum wartet auf Deck 3. Schiffsbau ist hier das übergreifende Thema. Zu sehen sind jede Menge Maschinen und Antriebsmodelle. Eher etwas für Spezialisten.
Auch für Laien interessant sind dagegen die Schleppmodelle der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt, die testet, welche Rumpfformen am besten durchs Wasser gleiten. Einer der großen Pluspunkte des IMM Hamburg ist, dass es zwar oft sehr weit in die Tiefe geht, aber immer wieder Fragen aufgreift, die jeden interessieren. So auch die nach den Kosten für ein Frachtschiff, nach Größe und Ladung.
Kriegerische Konflikte zur See als Thema
Besucher ohne militärhistorische Affinität können Deck 4 getrost auslassen. Orden, Uniformen, Waffen und Kopfbedeckungen, soweit das Auge reicht. Dieser Themenbereich stand seit der Eröffnung des IMM Hamburg mehrfach in der Kritik: Viele Militaria seien nicht ausreichend historisch eingeordnet, insbesondere der Umgang mit Fragen der NS-Zeit zu unkritisch, hieß es.
Für Familien ist ohnehin mehr das Periskop interessant, mit dem man ins nächste Stockwerk gucken kann. Kriegerische Konflikte auf See stehen dort im Mittelpunkt. Für Erwachsene sind die Texte verständlich geschrieben, Kinder konzentrieren sich hier eher auf die Ausstellungsstücke. Schon spannender ist die Abteilung Handelsschifffahrt auf Deck 6, wo eine Kabine des Kreuzfahrtseglers „Sea Cloud II“ im Nachbau zu bewundern ist. Zudem werden viele praktische Fragen geklärt: Was passiert im Hafen, wie wird ein Schiff beladen?
Expedition in die Tiefen des Meeres
Eine Expedition in die Tiefen des Meeres wartet auf Deck 7. Es geht um Lebensformen, Öl und Gas, Fischerei und die Erforschung des Klimawandels. Eine imposante Galerie befindet sich auf Deck 8 vom IMM Hamburg. Bilder vom Meer, von Schiffen, Schlachten und Stränden kommen in der schönen Atmosphäre des alten Speichers gut zur Geltung.
Modellbauer kommen eine Etage darüber auf ihre Kosten: Modellschiffe, so weit das Auge reicht, insgesamt 36.000 Stück verschiedener Schiffstypen. Auch wer kein Modellbau-Fan ist, schaut sich vielleicht trotzdem gern das Bremswege-Modell oder die Nachstellungen von Admiral Nelsons Seeschlachten an.
Tausende große und kleine Schiffsmodelle
Das IMM Hamburg bietet in einem stilvollen Rahmen Tausende große und kleine Schiffsmodelle sowie eindrucksvolle Objekte zu jedem maritimen Thema. Die jeweiligen Themenschwerpunkte der einzelnen Decks sind räumlich gut erkennbar in weitere Spezialthemen aufgeteilt. Empfehlenswert ist es, bei einem Besuch eine Vorauswahl zu treffen.
Denn das Museum ist einfach zu groß, um an einem Tag alles zu schaffen. Die Begleittexte sind verständlich und sehr informativ, ohne dabei zu lang zu sein. Immer wieder darf auch ausprobiert werden – ein Pluspunkt vor allem für jüngere Besucher. Wünschenswert wäre ein Kombiticket für mehrere Tage. Denn eines ist klar: Es gibt noch viel zu entdecken – auf dem Meer und im Museum.
Themenseite: Informationen zum Internationale Maritime Museum Gutschein
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