Der Tierpark Berlin meldet Nachwuchs: Am 12. Dezember 2020 hat der kleine Wisentbulle Tian das Licht der Welt erblickt. Eines Tages könnte er laut einem Bericht von Berlin.de in Freiheit im Kaukasus leben. Damit würde Tian dem Bullen Beppo folgen, der vor rund zwei Jahren im Zoo Berlin geboren wurde und heute im Norden Aserbaidschans lebt. Dank Auswilderungsprogrammen in Kooperation mit Zoos nehmen europäische Wisente eine ungewöhnlich positive Entwicklung. Sie rutschten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) nun eine Stufe nach unten – und gelten damit als weniger bedroht.
Eine Entwicklung, die vor rund 100 Jahren kein Tierfreund für möglich gehalten hätte. Nach dem Abschuss des letzten Bullen 1927 im Kaukasus galt die Art als ausgerottet. Damit wollten sich einige Zoo-Direktoren und Privatpersonen jedoch nicht abfinden und gründeten vier Jahre später die „Gesellschaft zur Erhaltung der Wisente“. Als eine Art von Vorläufer der späteren europäischen Erhaltungszuchtprogramme begannen sie, die Tiere in menschlicher Obhut zu züchten. Bereits seit den 1950er Jahren werden Wisente aus Zoos wieder ausgewildert. Waschechte Berliner leben heute zum Beispiel in Rumänien.
In Aserbaidschan sollen sie ab dem Frühjahr im rund 130000 Hektar großen Nationalpark Shahdag frei herumwandern. Derzeit leben sie noch in einem großen Gehege und üben sich darin, mit der Natur klarzukommen. Auch Tians Mutter Oria sollte ursprünglich mit nach Aserbaidschan. Doch da sie trächtig war, reiste Bulle Beppo mit Artgenossen aus anderen europäischen Zoos erst einmal allein gen Osten. Tian könnte ihm folgen, wenn er zwei Jahre alt ist, sagt Florian Sicks, Kurator im Tierpark. „Da spricht bisher nichts dagegen.“ Auch für Oria, die in Berlin ihr erstes Junges bekam, gibt es gute Chancen.
Wuchtige Schädel und muskulöse Vorderkörper – Wisente sind auch in Zoos wilde Tiere geblieben. Mit einer gemütlichen Hausrind-Herde haben sie wenig gemeinsam. Die Absperrungen um das Gehege müssten sehr stabil sein, berichtet Sicks – und die Tierpfleger achtsam. Rund 800 Kilo können ausgewachsene Bullen auf die Waage bringen, fast 1,90 Meter groß und drei Meter lang werden. Es sind die größten europäischen Landsäugetiere – und durchaus kampfeslustig, wenn es um die Rangordnung in der Herde geht. „Dass ein ehemals ausgerottetes Tier von der hohen Gefährdungsstufe wieder herunterkommt, das ist eine Ausnahme“, sagt Sicks.
Die größten Bestände gibt es nach IUCN-Angaben heute in Polen, Weißrussland und Russland. Auch Deutschland hat ein kleines Ansiedlungsprojekt im Rothaargebirge laufen. Aktuell würden in ganz Europa 47 große Herden beobachtet, heißt es bei IUCN. Dazu tragen einige Tiere Sender. Ein Problem bleibt aber der kleine Gen-Pool – und die weite Streuung der Tiere, oft ohne Begegnungsmöglichkeit. So muss der Mensch weiter nachhelfen, um durch Zuchtbücher und mit gezielten Tiertransporten in die einzelnen Wisent-Regionen für ausreichend genetische Vielfalt zu sorgen. Zufüttern muss im Winter auch in der Natur manchmal sein – bis es ausreichend Weideland für die wilden Herden gibt, ohne Konkurrenz zur Hausviehhaltung.
• Themenseite: Informationen zum Tierpark Berlin Gutschein
TIPP: Nichts mehr verpassen! Kostenlosen Newsletter bestellen, uns auf Facebook und Instagram folgen oder unsere Handy App laden.